Montag, 21. Oktober 2019

Smørrebrød! Phrenelit & Undergang.

DÄNEMARK! Das ist so ein geniales Land. Zu Beginn des Milleniums durfte ich mal als Musiker an einer Skandinavien-Tour teilnehmen und der damalige Aufenthalt in Kopenhagen wird mir immer in wunderbarster psychedelischer Erinnerung bleiben. Ganz klar, daß man sich als Stoner nach Ankunft einmal sofort ein Rad schnappt und zu einer ausgedehnten Einkaufstour in Christiania vorbeischaut.

Und danach setzt man sich am besten mit all seinen Erwerbungen vor die legendäre Erlöserkirche und meditiert über die beste architektonische Urban Legend aller Zeiten: Erbauer Laurids Lauridsen de Thurah soll  sich nach der Fertigstellung des Turms von ebendiesem gestürzt haben, als er erkannte, daß die Außentreppe gegen statt im Uhrzeigersinn gebaut war. ¹ Und nicht vergessen sollte man auch, daß Dänemark das Smørrebrød erfunden hat. Ausserdem sind alle Dän*innen, die ich kenne, leicht wahnsinnig und sehr, sehr lustig.


Und als ob das alles noch nicht reichen würde, ist Dänemark ein Land, in dem unser geliebter Death Metal die herrlichsten verdorbenen Früchte hervorbringt: Neben renommierten Acts wie Hatespehre, Exmortem, Panzerchrist oder Illdisposed kommen zwei meiner allerliebsten OSDM-Bands, Phrenelit und Undergang von ebendort.

Beide Bands wurden übrigens vor kurzem von Gatecreeper-Sänger Chase Mason in einem Artikel über seine Favoriten auf Bandcamp besonders hervorgehoben: “[Phrenelit is] ultra rotten death metal from Copenhagen. This group takes Scandavian riffing and drips in American sludgy gore. Guitarist and vocalist David Torturdød, also of crushing Danish trio Undergang, is one of the most guttural vocalists currently working.” ²

Ich finde das großartig: Die US-Band Gatecreeper, die ja mit ihrem neuesten Werk “Deserted” auf Relapse für Höchstnoten in vielen Reviews sorgt (auch bei uns btw.), klingt ja dermassen nach einer der legendären HM-2-Bands aus dem Stall von Thomas Skogsberg; während Phrenelit wiederum so klingen, als hätten sie sich ausgiebig in den stinkenden Sümpfen von Tampa, Florida gesuhlt.

Phrenelit
Für diesen Nerd hier ist “Desolate Endscape” aus dem Jahr 2017 das absolute Meisterwerk von Phrenelit, ja vielleicht eines der besten OSDM-Werke der letzten Jahre. Hier hat die seit 2013 bestehende Band aus Kopenhagen ihr Songwriting und ihren morbiden Sound zur Perfektion entwickelt. Der ist absolut tonnenschwer; die gutturalen Vocals am untersten Ende der Hörbarkeit tun ihr übriges, um dich in einem unendlichen Schlammloch versinken zu lassen. Ganz unten am Grund, da befinden sich die Ruinen monumentaler Riffgebäude und es ist erstaunlich, mit welcher Eleganz man durch diese Überreste einer uralten Alien-Zivilation geführt wird; jeder Track mit seinen vielen Rhythmuswechseln und sperrigem Krach fühlt sich letztendlich so an, als würde man in einem Humvee durch den Mittelpunkt einer sterbenden Erde brettern.


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Wie von Chase Mason bereits erwähnt, ist Phrenelit-Sänger und Gitarrist David Torturdød auch äußerst aktiv in der seit 2008 bestehenden OSDM-Formation Undergang. Ja und diese Band, das sind die wahren OSDM-Holzfäller. Deren Songs erinnern mich an gröbstens zusammengehackte Holzscheite - aus denen man das allerbeste Feuer entzünden kann. Das Holz ist staubtrocken und hart, ächzt und knarrt, hat aber einen unglaublichen Brennwert. Und auch der Arbeitsethos von Undergang ist mitleidslos und hart: Nimmt man alle Demos, Singles, Splits, EP’s und Full-Length-Werke zusammen, kommt man auf beeindruckende 18 Releases.


Da etwas herauszupicken ist schwer - mein grosser Favorit ist “Døden læger alle sår” (“Der Tod heilt alle Wunden”) aus dem Jahr 2015: Absoluter “Steinzeitmetal”, wie das Adrian Wagner auf seinem “Totgehört”-Blog so treffend genannt hat - nix für intellektuelle Stunden, passend eher als Soundtrack für die schmutzige Autoreperatur oder ein Workout mit besonders schweren Gewichten. 

Während die Vinyl-Freaks die Verzweiflung packt aufgrund der streng linitierten Miniauflagen der Undergang-Releases,dürfen wir Hörer digitaler Musik uns freuen - Undergang bieten sämtliche(!) Releases auf ihrer Bandcamp-Homepage gratis zum Download an.

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PS: Eine absolute Freude für OSDM-Fans ist dieser Mitschnitt von einem Undergang-Konzert am Braincrusher-Festival im April dieses Jahres. Ich finde es auch sehr lustig, daß der Sänger all seine Stageansagen groooowlt :)


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